Tiny House Ratgeber
Tiny House: Wie lassen sich die Kosten für das kleine Haus reduzieren?
Ein Tiny House hat eine Größe von circa 10 bis 50 Quadratmetern Wohnfläche – das entspricht ungefähr einer kleinen Wohnung mit zwei Zimmern. Momentan besteht ein großer Trend um die kleinen Häuser. Vor allem der Aspekt, dass durch den begrenzten Wohnraum weniger Kosten anfallen, inspiriert viele zum Umdenken.
Doch sind die Kosten für das kleine Haus tatsächlich geringer oder kostet es im Endeffekt sogar noch mehr als ein herkömmliches Eigenheim? Was gibt es beim Bauen und Wohnen zu beachten?
Wohin mit dem Mini-Haus?
Wer über die Anschaffung eines Tiny House nachdenkt, muss sich natürlich überlegen, welcher Standort geeignet ist. Schließlich kann oder darf nicht jedes Grundstück auch für ein Tiny House genutzt werden. Denn jedes Grundstück hat andere Schwerpunkte. Einen kleinen Überblick gibt es im folgenden Abschnitt.
Campingplatz:
Die Wahl für das Grundstück hängt stark von den individuellen Nutzungsbedürfnissen ab. Die Ergebnisse der ersten Tiny-House-Studie im deutschsprachigen Raum (März 2021) zeigen unter anderem, dass 58 Prozent der Befragten ihr Tiny House als festen Wohnsitz nutzen. 42 Prozent haben es sich als Ferien- oder Wochenendsitz gekauft.
Der Campingplatz ist daher durchaus ein beliebter Standort für das kleine Haus. Allerdings ist neben einer maximalen Höhe von 3 bis 4 Metern auch auf die notwendigen Genehmigungen zu achten.
In Ferienhaussiedlungen darf oftmals kein Hauptwohnsitz angemeldet werden. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssen zukünftige Hauseigentümer zunächst Rücksprache mit dem zuständigen Amt und den Betreibern der Anlage halten. Ansonsten kann das Konsequenzen nach sich ziehen.
Zusammengefasst werden die jeweiligen Regeln in jedem Bundesland in einer „Camping- und Wochenendplatzverordnung“. Darin können Interessierte unverbindlich die Regelungen nachlesen und eine erste Entscheidung treffen.
Baugrundstück:
Ein Baugrundstück ist eine sichere Grundlage für eine dauerhafte Wohnungsnutzung. Es handelt sich dabei um ein Grundstück, das innerhalb eines im Zusammenhang bebauten Ortsteiles liegt und vom Verkehr und der technischen Grundlage erschlossen ist.
Wer ein Tiny House auf einem Baugrundstück errichten und es als Erstwohnsitz anmelden möchte, sollte sich im Klaren sein, dass es als herkömmliches Haus gewertet wird. Dementsprechend gilt die Rechtsgrundlage für ein Wohnhaus.
Es müssen also die jeweiligen Bauvorschriften eingehalten und das in der Landesbauordnung geregelten Baugenehmigungsverfahren durchgeführt werden. Für ein Baugrundstück muss alles abgesprochen und genehmigt werden. Erst, wenn alles abgesprochen ist und die Genehmigungen vorliegen, darf mit dem Bauen begonnen werden.
Bevor ein solches Grundstück gemietet, gekauft oder gepachtet wird, sollten die Interessenten sich folgende Fragen stellen:
- Für welche Dauer benötige ich das Grundstück? (mieten, kaufen, pachten)
- Wie ist das Grundstück in die Infrastruktur eingebunden?
- Welche Art/Größe soll das Tiny House haben?
Tiny-House-Siedlungen:
Neben den oben genannten Möglichkeiten gibt es in Deutschland auch einige Tiny-House-Dörfer. Diese Siedlungen sind extra für die Anforderungen eines Mini-Hauses ausgelegt.
Nicht immer sind freie Plätze verfügbar, eine Anfrage bei dem Betreiber lohnt sich dennoch. Möglicherweise kann der Betreiber der Siedlung eine Alternative anbieten oder hilfreiche Tipps für die Region geben.
Der Tiny House Verband:
Die Stellplatz-Thematik und baurechtlichen Belange sollten unbedingt vor dem Bau geklärt sein. Wer hierbei Hilfe benötigt, kann sich an das regionale und zuständige Amt wenden oder an den offiziellen Tiny House Verband. Der Verband unterstützt die Bauherren bei den ersten Schritten, der Erhaltung und weiteren essenziellen Fragen.
Kaufen oder selbst bauen?
Wenn die Nutzung und der Standort geklärt sind, kann die Bauphase starten. Doch auch hier ergeben sich viele wichtige Thematiken. Eine der zentralsten ist es, ob die Eigentümer ihr Haus selbst bauen oder bauen lassen möchten.
Ein Tiny House kaufen:
Der Kauf eines Tiny House ist für viele eine attraktive Option. Was die Preise betrifft, starten sie für ein schlüsselfertiges Haus bei 45.000 Euro. Um hier einen wirklichen Referenzwert zu bekommen, sollte immer der Quadratmeterpreis berechnet werden.
Zu dem Kaufpreis müssen noch die Nebenkosten gerechnet werden. Die Anschlüsse und Fundamente müssen hohe Auflagen erfüllen, um der Bauordnung gerecht zu werden. Hierfür sollte deswegen ein finanzieller Puffer bestehen, um auch diese Kosten zu decken.
Ein Tiny House bauen:
Wer ein Haus selbst bauen möchte, hat natürlich die volle Kontrolle über die Ausgaben und kann dementsprechend nach günstigen Angeboten schauen. Es gibt sehr begabte Handwerker, die ihr Haus schon in einem preislichen Rahmen von 3.000 bis 5.000 Euro gebaut haben. Die Arbeitsstunden sind hier selbstverständlich nicht eingerechnet.
Für ein selbstgebautes Haus mit einer ausreichenden Dämmung und guten Materialien sollten die zukünftigen Eigentümer mindestens 20.000 bis 25.000 Euro einplanen. Das ist immer noch günstiger als ein gekauftes Haus, aber auch hier müssen zusätzliche Nebenkosten einberechnet werden. Wer also sehr begabt im Handwerk ist, kann mit der eigenen Anfertigung viel Geld sparen.
Es gibt auch viele Interessierte, die bisher noch keine umfassenden Erfahrungen mit dem Bau eines Hauses gemacht haben, aber aufgrund eines kleinen Budgets darauf zurückgreifen wollen. Das ist ebenfalls möglich und lässt sich zum Beispiel mit einem begleitenden Kurs oder einem Bausatz verwirklichen.
Vorteile des Selberbauens:
Wer sein Haus selbst baut, spart aber nicht nur sehr viel Geld, sondern erlernt auch gleich mehrere handwerkliche Tätigkeiten. Diese sind immer wieder nützlich. Denn ganz gleich, ob das Haus fertig gekauft, angefertigt von einer Tischlerei oder selbst zusammengebaut wird – im Laufe der Zeit sind Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten nötig.
Außerdem kennt jemand, der selbst Hand angelegt hat, sein Haus besser als alle anderen und kann auch in diesem Punkt durch Eigenleistung viel Geld einsparen.
Andernfalls muss bei anfallenden Schäden und Problemen immer ein Fachmann beauftragt werden. Das sind zusätzliche Kosten, die langfristig miteingerechnet werden sollten. Wer sich in dem benötigten Handwerk nicht auskennt, sollte für solche Fälle regelmäßig Geld zurücklegen.
Die Innenausstattung
Das kleine Haus ist gebaut und nun folgt die Frage nach der Innenausstattung. Wer schon einmal die Preise in einem Möbelfachmarkt verglichen hat, weiß, dass es sowohl günstige als auch teure Möbel zu kaufen gibt.
Eine Alternative ist es, bei eBay Kleinanzeigen oder ähnlichen Plattformen nach alten Möbelstücken zu schauen, die abgegeben werden. Das macht das Haus noch nachhaltiger und schont die Umwelt.
Genauso gibt es große Preisspannen im Bereich Baumaterialien, Sanitär und Elektroinstallation. Was Elektrogeräte für den Haushalt angeht, sind etwa ein Backofen und eine Waschmaschine für die meisten unverzichtbar.
Umso ärgerlicher ist es, wenn solche teureren Anschaffungen, die oft in Gebrauch sind, aufgrund eines technischen Defekts nicht mehr genutzt werden können. Eine neue Waschmaschine kann sehr teuer sein und eine Reparatur ist nicht immer eine günstige Alternative.
Allerdings lässt sich so manches in Eigenregie beheben, denn nicht immer muss eine Fachkraft ran. Mit der richtigen Herangehensweise können auch Laien häufig auftretende Defekte reparieren. Dazu gehören ein kaputtes Magnetventil, eine defekte Pumpe sowie der Wechsel des Motorkolbens oder des Heizstabs.
Geld sparen mit dem Tiny House
Ein Tiny House bringt in vielen Punkten dieselben Anforderungen wie eine Wohnung oder ein größeres Haus mit sich. Wer nicht bewusst auf die Ausgaben achtet, wird hier sogar noch mehr Geld ausgeben als eigentlich nötig. Damit genau das nicht passiert, gibt es hier fünf Tipps, um mit einem Tiny House zu sparen:
- Kaputte Gegenstände oder Hausteile lassen sich selbst oftmals selbst reparieren.
- Wiederverwendbare Rohstoffe sind preislich günstiger.
- Secondhand kaufen erspart viel Geld und schafft eine gemütliche Atmosphäre.
- „Neulinge“ können andere Tiny-House-Besitzer nach Tipps und Tricks fragen.
- Blogs und Videos liefern Anleitungen und Unterstützung.
Grundsätzlich fallen das Grundstück, die Bauart und Inneneinrichtung wie bei jedem anderen Haus individuell aus. Das schließt in diesem Fall die Finanzen mit ein. Je nach gewählten Optionen und handwerklichem Geschick, kann ein Mini-Haus nachhaltig sein und muss nicht viel kosten.