Energieeffizient im Fertighaus wohnen.
Fertighaus - Niedrigenergiehaus
Was muss beachtet werden?
Fast jedes neu errichtete Fertighaus erfüllt heute den Standard eines Niedrigenergiehauses. In Zeiten steigender Strompreise und Heizkosten kommt der energiesparenden Bauweise besondere Bedeutung zu. Darüber hinaus ist mittel- bis langfristig mit weiteren Verschärfungen hinsichtlich energetischer Anforderungen für Neubauten zu rechnen. Durch entsprechend umsichtige Planung lassen sich beim Hausbau geeignete Maßnahmen hinsichtlich Energieeffizienz setzen.
Gedrosselter Heizwärmebedarf für das Fertighaus
Um als Niedrigenergiehaus zu gelten, bedarf es auch beim Fertighaus weder speziell vorgeschriebener Baumaterialien noch ist seine Bauweise reglementiert. Auch in puncto haustechnischer Ausstattung hat der Bauherr freie Hand. Einzig das Gesamtkonzept muss stimmen: Bleibt der jährliche Heizwärmebedarf pro Quadratmeter Wohnfläche unter 70 Kilowattstunden, wird von einem Niedrigenergiehaus gesprochen - das entspricht einem Durchschnittsverbrauch von 7 Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr. Die Grenzen sind dabei fließend, denn der Begriff Niedrigenergiehaus ist weder geschützt noch gesetzlich klar definiert. Im Vergleich dazu der Gebäudestandard eines Passivhauses, welches als Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses gilt: Hier beträgt der jährliche Ölverbrauch maximal 15 kWh/m² und somit nur 1,5 Liter Heizöl.
Ein Fertighaus als Niedrigenergiehaus planen
Niedrigenergiehäuser sind sparsam im Energieverbrauch - in einem relativ weit gefassten Spektrum. Welche Maßnahmen sind am besten dazu geeignet, die Energiekosten dauerhaft zu senken? In erster Linie punkten Niedrigenergiehäuser mit hochwertiger Dämmung sowie zeitgemäßen Heizungsanlagen und der entsprechenden Be- und Entlüftung. Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt sind zudem klare, kompakte Gebäudeformen. Eine quadratische Grundform unter Verzicht auf Vorsprünge wie Dachgauben und Erker gilt als optimal.
Um die Wärmeenergie bestmöglich zu nutzen, kommt der Dämmung beim Niedrigenergiehaus zentrale Bedeutung zu, sowohl für Neu- als auch für zu sanierende Altbauten. Der U-Wert oder Wärmedurchgangskoeffizient dient als Maß für den Wärmeschutz von Bauteilen - angegeben in der SI Einheit W/(m²·K) als Wärmeenergie per Fläche und Temperaturunterschied zu beiden Seiten des Bauteils. Beispielsweise sind U-Werte unter 0,2 eine gute Marke für eine Außenwand im Holzrahmenbau. Je niedriger der U-Wert, desto besser die Wärmedämmung. Das Fertighaus weist deutlich geringere Wandstärken auf als ein Massivhaus. Dieser vermeintliche Nachteil wird durch die Verwendung hochdämmender Materialien kompensiert, sodass auch Außenwände in Fertigteilbauweise einen hervorragenden Wärmeschutz bieten.
Fenster mit Wärmeschutzverglasung weisen idealtypisch U-Werte unter 1,3 auf. Das Niedrigenergiekonzept sieht für die Zweifachverglasung mit Holz-, Aluminium oder Kunststoffrahmen eine adäquate Isolierung vor. Dies bedeutet auch eine fachgerechte Montage mit wasser- und luftdichten Fugen. Bei der Planung von Neubauten ist zudem an die optimale Anordnung und Ausrichtung der Fenster zu denken. Die Orientierung größerer Glasflächen in südliche Richtung macht sich die Sonnenenergie zunutze und wirkt sich positiv auf das Raumklima aus. In der warmen Jahreszeit ist hierbei für ausreichende Beschattung zu sorgen, um Überhitzung vorzubeugen.
Für die Dämmung der Kellerdecke gilt laut Gebäudeenergiegesetz (GEG) ein maximaler U-Wert von 0,3. Erdberührte Bauteile wie Kelleraußenwände sind besonders anfällig für Feuchtigkeit und Wärmeverluste. Hier empfiehlt sich eine außenliegende Isolierung gegen das Erdreich. Für diese sogenannte Perimeterdämmung oder Sockeldämmung kommen keine natürlichen Dämmmaterialien in Betracht - den optimalen Feuchtigkeits- und Wärmeschutz gewährleisten schwer verrottbare Stoffe wie XPS und Schaumglas für die Bodenplatte sowie das kostengünstigere EPS für die Kellerwände.
Für ausreichenden Wärmeschutz im Niedrigenergiehaus sorgen Decken und Dächer mit einem U-Wert unter 0,15. Die lückenlose, vollflächige Aufsparrendämmung ist die energieeffizienteste Lösung für geneigte Dächer, da hier im Gegensatz zur Zwischensparrendämmung die Gefahr von Wärmebrücken entfällt. Außerdem ist die Aufsparrendämmung platzsparend - das Dach wächst quasi nach außen. Diese Lösung bietet sich vor allem beim Neubau des Fertighauses an. Bei Sanierungen muss das Dach für die Aufsparrendämmung neu eingedeckt werden. Hier wird wegen des hohen Aufwands und aus Kostengründen häufig eine Zwischensparrendämmung bevorzugt.
Trotz des reduzierten Wärmebedarfs ist auch im Niedrigenergiehaus eine Heizanlage erforderlich. Die Entscheidung für das geeignete Heizsystem ist von einigen Rahmenbedingungen abhängig. Für den Einsatz von Sonnenkollektoren ist eine angemessene Dachfläche Grundvoraussetzung. Auch Ausrichtung und Dachneigung sind maßgeblich dafür, ob Solarthermie als zweckmäßige Heizmöglichkeit infrage kommt. Für die Nutzung von Erdwärme über eine Wärmepumpe sind ein geologisches Gutachten und eine Erdbohrung notwendig - für Letztere bedarf es der behördlichen Zulassung. Als klassische Heizalternativen gelten fossile Brennstoffe: Öl- und Gasheizungen sind laut EnEV 2014 mit Brennwertkessel auszustatten. Eine Pelletheizung verschafft dem Bauherrn ein gewisses Maß an Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Dafür sind die Anschaffungskosten für dieses Heizsystem vergleichsweise hoch. Noch unabhängiger ist man mit einem Blockheizkraftwerk, auch hier ist genau abzuwägen, ob sich die kostenintensive Investition mittel- und langfristig lohnen kann.
Eine gut isolierte und weitgehend luftdichte Bauausführung beugt Energieverlusten vor. Zugleich birgt sie die Gefahr des fehlenden Luftaustausches. Damit Gerüche, CO2 sowie beim Atmen, Kochen und Waschen entstehender Wasserdampf abgeleitet werden können, gehört in Niedrigenergiehäusern eine Lüftungsanlage zur Standardausstattung. Diese saugt die feuchte Innenluft ab und ersetzt sie mit trockener Frischluft von außen. Das beste Mittel gegen Schimmelbildung und ein schlechtes Raumklima ist somit ein geeignetes Lüftungsgerät, das permanent für Luftaustausch sorgt. Verschiedene Systeme der kontrollierten Wohnraumlüftung entziehen mittels Wärmetauscher der Abluft Wärme und beheizen damit die Zuluft.
Richtige Maßnahmen für ein hochwertig gedämmtes Fertighaus setzen
Eine geeignete Wärmedämmung von Außenwänden, Dach und Fenstern ist die Grundlage für den energieeffizienten Hausbau. Ein Fertighaus im Niedrigenergiestandard reduziert Energiekosten und dient dem Klimaschutz. Für Kältebrücken anfällige Schwachstellen wie Durchdringungen von Leitungen, Rollladenkästen oder Heizkörpernischen sind mit besonderer Sorgfalt und dem entsprechenden Know-how auszuführen, um das Niedrigenergiekonzept nicht zu gefährden. Ein gut isoliertes Haus reduziert den Energieverbrauch und schont damit sowohl die Umwelt als auch den eigenen Geldbeutel.